Montag, 14. Oktober 2019

Veränderung der psychischen Strukturen: Vortrag von Helmut Faure

Ihr Lieben,

draußen wird es bunt, und auch bei uns  in der Selbsthilfegruppe gibt es mal wieder Abwechslung: Der Düsseldorfer Psychotherapeut Helmut Faure wird am kommenden Montag einen Vortrag bei unserem Treffen halten. Mehr dazu erfahrt ihr unten.

Hier der gesamte Inhalt:
  1. Das nächste Treffen der Selbsthilfegruppe Skin Picking Köln
  2. "Veränderung der psychischen Strukturen": Vortrag von Helmut Faure
  3. Gegen die Scham: BFRB Week in den USA und Kanada
  4. Weitere Treff-Termine
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Zu 1. Das nächste Treffen der Selbsthilfegruppe Skin Picking Köln


Wir treffen uns wieder am
Montag, 21. Oktober, 19 Uhr, im "gesundheitsladen Köln", Steinkopfstraße 2. (Bitte den Ladeneingang benutzen - danke.)

Willkommen sind wie immer alle, die von Skin Picking oder einem anderen BFRB betroffen sind. Auch ein Elternteil, Freund*in oder ein Familienmitglied darf als Unterstützung gerne mit dabei sein.

Und wer montags keine Zeit hat, kann unseren nächsten Dienstags-Termin nutzen:
Dienstag, 5. November, 19 Uhr, ebenfalls im gesundheitsladen.

Zu 2. "Veränderung der psychischen Strukturen": Vortrag des Therapeuten Helmut Faure


Der Düsseldorfer Psychotherapeut Helmut Faure hält beim kommenden Treffen einen Vortrag bei uns, um seinen therapeutischen Ansatz bei Zwangserkrankungen vorzustellen. "Ein Thema wird es in meinem Vortrag sicher nicht geben: Therapie-Tools", schickt Faure vorweg. "Dem Therapieziel, dass Menschen lernen, ihren Zwang zu kontrollieren, stimme ich uneingeschränkt zu. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass die als Königsweg angesehene Exposition mit Reaktionsverhinderung von der Kraft abhängig ist, die notwendig ist, um die dann lebendig werdenden Gefühle auszuhalten und nicht erneut in Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen abzugleiten. Lässt die Kraft nach, zum Beispiel infolge Krankheit, Arbeitslosigkeit, Trennung, Tod einer nahe stehenden Person oder Ähnliches, kommt es häufig zu Rückfällen in die Zwangsgewohnheit. So lautet denn auch die Aussage vieler Patientinnen und Patienten: 'Ich habe meinen Zwang einigermaßen im Griff, aber verschwunden ist er nicht.' Und es gibt Menschen, deren Psyche so zerstört ist, dass sie über diese Kraft nicht verfügen und keine Exposition aushalten."

Faures Ziel ist also nicht die Symptomkontrolle, sondern die Veränderung der psychischen Strukturen, die den Zwang haben entstehen lassen. Um dies zu erreichen, sei notwendig:

- Einsicht in die Sinnhaftigkeit des Zwangs, das heißt, wofür er wichtig ist.
- Hinwendung zu den Bedingungen, die unter lerntheoretischen Gesichtspunkten (Modell, Verstärkung, Bestrafung) zur Entstehung und Aufrechterhaltung des Zwangs geführt haben. 
- Insbesondere Erarbeitung der Gedanken, die im Kontakt mit wichtigen Personen die Entstehung des Zwangs begünstigten.
- Erarbeitung von alternativen Denk- und Verhaltensmöglichkeiten, die in der Vergangenheit nicht gedacht und gelebt werden durften.
- Erarbeitung innerer Dialoge, auch als kognitive Umstrukturierung bekannt, die Bezug nehmen auf die im Zwang existierenden kognitiven Vorgaben wichtiger Bezugspersonen.
- Benennung von Verhalten, das der Umsetzung dieser kognitiven Erkenntnisse dient und Erarbeitung von Vorgehensweisen, die das „Wie“ der Umsetzung präzisieren.

Gelinge es, all dies in den Situationen einzusetzen, die normalerweise vom Zwang besetzt sind, dann verliere der Zwang seine Notwendigkeit. "Er wird überflüssig und verflüchtigt sich."

Faure will in seinem Vortrag sowohl der Nachdenklichkeit, dem Fragen und dem Widerspruch als auch der mit der Selbsterkenntnis verbundenen Selbsterfahrung Raum geben.

Wir sind gespannt und freuen uns!

Zu 3. Mit Offenheit Scham: BFRB Week in den USA und Kanada


Die erste Oktoberwoche ist in den USA und Kanada traditionell die BFRB Week mit vielen Aktionen, um in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für BFRBs zu schaffen. Was ist darunter zu verstehen?

Video, das über BFRBs aufklärt. Hier zu sehen: https://www.bfrb.org/volunteer-get-involved/raise-awareness.
Bild: TLC Foundation for BFRBs
BFRBs sind "body-focused repetitive behaviors", das heißt Verhaltensweisen, die sich auf den Körper beziehen und die ständig wiederholt werden. Dazu gehören zum Beispiel Skin Picking, Trichotillomanie sowie das krankhafte Knibbeln und Beißen an Fingernägeln.

Vor allem zwei Organisationen sind in Nordamerika aktiv: die TLC Foundation for BFRBs (USA) und das CBSN (Canadian BFRB Support Network). In der ersten Oktoberwoche organisieren die beiden Nonprofit-Organisationen Kampagnen, um die Öffentlichkeit auf BFRBs aufmerksam zu machen. Das Bemerkenswerte daran: Viele Betroffene überwinden ihre Scham und trauen sich, mit ihrem Gesicht in Erscheinung zu treten. Damit werden sie zu einem Vorbild für andere Betroffene, die heimlich im Stillen leiden. Das macht Mut.

Ein Beispiel dafür ist das kurze Video, das hier zu sehen ist: 

So etwas sollte es in Deutschland auch geben! Oder? Was meint ihr dazu?

Zu 4. Weitere Treff-Termine


Zum Vormerken: die Termine der Selbsthilfegruppe Skin Picking Köln bis Ende des Jahres.

Dienstag, 5. November; Montag, 18. November; Dienstag, 3. Dezember; Montag, 16. Dezember. - Immer um 19 Uhr und immer (wenn nichts Gegenteiliges geschrieben wird) im Gesundheitsladen.

So, das war's schon wieder von meiner Seite! Ich wünsche euch einen schönen Herbst 🎃 und sage bis bald!
Ingrid