Wie komme ich möglichst schnell und
unbürokratisch an einen Therapieplatz? Das ist eine der vielen
Fragen, die Diplom-Psychologin Judith Dücomy bei ihrem Vortrag in
unserer Selbsthilfegruppe Skin Picking beantwortete. Sie ist
psychologische Psychotherapeutin, hat eine Privatpraxis
in Köln-Sülz und eine Praxis mit Kassenzulassung in Remscheid. (Update August 2016: Leider praktiziert Judith Dücomy nicht mehr in Deutschland!)
Spezialisiert ist Dücomy unter anderem auf die Behandlung von Skin
Picking.
Psychotherapeutin Judith Dücomy Bild: Ingrid Bäumer |
Therapieplatz: Lange Wartezeiten für Kassenpatienten
Wir alle wissen es. Kassenpatienten
müssen enorm lange auf einen Therapieplatz warten. Immer wieder
hören wir in unserer Kölner Selbsthilfegruppe von mindestens zwölf
Monaten Wartezeit. Sogar auf ein Erstgespräch müssen viele schon
sechs Monate oder länger warten. "Dabei ist Köln nach den
Berechnungen der Kassenärztlichen Vereinigung überversorgt
mit Psychotherapeuten", berichtet Judith Dücomy. "Das
liegt daran, dass die Kassen völlig veraltete Bevölkerungszahlen
zugrunde legen." In vielen anderen Regionen sieht es auch nicht
besser aus; auf dem Land ist es außerdem oft schwer, überhaupt einen Therapeuten in der Nähe zu finden.
Therapeutensuche: Los geht's, auch ohne Überweisung!
Für die Betroffenen heißt das: hartnäckig sein und dranbleiben – auch wenn es ihnen gerade aufgrund ihres psychischen Problems schwerfällt. Judith Dücomy erzählt, wie die Suche abläuft. "Ihr könnt den behandelnden Arzt fragen, ob er einen Therapeuten empfehlen kann", sagt Dücomy. "Aber eine Überweisung braucht ihr nicht. Ihr könnt auch einfach in den Gelben Seiten unter Psychotherapie schauen und anfangen zu telefonieren."Auf Approbation achten
Dabei sollte man darauf achten, dass
der Therapeut eine Approbation hat. "Finger weg von
psychologischen Beratern oder irgendwelchen Schamanen!", warnt
Dücomy. Erstens sei deren Qualifikation zweifelhaft und zweitens würden die
Kassen ohnehin nicht die Behandlungskosten übernehmen. Allerdings,
räumt sie ein: Bei Heilpraktikern für Psychotherapie, die
ebenfalls keine akademische Ausbildung haben, könnten Klienten durchaus gute
Erfahrungen machen. Zahlen muss man die Behandlung aber aus eigener Tasche.
Bei Kassenzulassung zahlt die Krankenkasse
Approbation hingegen bedeutet: Der
Therapeut hat eine medizinisch anerkannte, langjährige
Fachausbildung an der Uni absolviert. Nur dann darf er mit der Kasse
abrechnen. Wobei hier noch zu unterscheiden ist zwischen Approbation
und Kassenzulassung: Ist ein Therapeut approbiert, hat aber keine
Kassenzulassung, dann zahlt die Krankenkasse normalerweise nicht.
Aber unter bestimmten Voraussetzungen kann der Klient sich das
Therapeuten-Honorar von der Krankenkasse zurückerstatten lassen. Das
nennt man Kostenerstattungsverfahren – mehr Infos dazu demnächst
hier bei "In meiner Haut"!
Der Weg zum Therapieplatz ist oft verwirrend und komplizert. Bild: Geralt, Lizenz: CC0 |
Nordrhein: Freie Therapieplätze telefonisch erfragen!
Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein bietet einen besonderen Service an: Die Zentrale Informationsbörse Psychotherapie (ZIP) nennt freie Therapieplätze in der Nähe! Der Service umfasst die Städte Aachen, Bonn, Düsseldorf, Duisburg, Krefeld, Leverkusen und Mönchengladbach sowie den Kreis Aachen, den Rhein-Erft-Kreis, den Rhein-Sieg-Kreis, den Oberbergischen Kreis, den Rheinisch-Bergischen Kreis und den Kreis Euskirchen. Unter der Telefonnummer (02 41) 75 09-182 ist die ZIP erreichbar. Für die Städte Essen, Mülheim und Oberhausen gibt es ein vergleichbares Angebot unter Telefon (02 01) 38 41-61 14.Mit Probesitzungen den passenden Therapeuten finden
Hat man dann einen Therapeuten
gefunden, der in absehbarer Zeit ein Erstgespräch terminieren kann –
wunderbar! Dann sollte man sich aber am besten gleich bei ihm erkundigen,
wie viel Zeit voraussichtlich bis zum Beginn der Therapie vergeht. Um schneller Richtung Therapieplatz voran zu kommen, empfiehlt
es sich, auch mit weiteren Therapeuten Erstgesprächs-Termine zu
vereinbaren. Denn nicht jeder Therapeut ist gut und passt. "In der Regel gibt
es fünf probatorische Sitzungen", erklärt Judith Dücomy.
Eine, drei, fünf oder acht Probesitzungen?
Das heißt, man kann bei jedem
Therapeuten fünf Sitzungen in Anspruch nehmen, um erst mal
herauszufinden, ob er der passende ist. Bei analytischen Therapien
sind sogar bis zu acht probatorische Sitzungen möglich. Allerdings
werden diese Kennenlern-Stunden von der Krankenkasse nicht so gut
bezahlt wie normale Sitzungen, deshalb bieten viele Therapeuten nur
drei probatorische Sitzungen an. Manche sogar nur eine. Auch danach
sollte man sich schon beim Telefonat mit dem Therapeuten erkundigen.
Am wichtigsten ist der Wohlfühlfaktor
Sich beim Therapeuten gut aufgehoben zu
fühlen ist das A und O. "Wenn man sich nicht wohlfühlt –
wenn man findet, der Therapeut guckt irgendwie komisch oder der hört
mir nicht zu: auf keinen Fall weitermachen!", warnt Dücomy.
Aber was, wenn der Hilfesuchende beispielsweise schon drei
Therapeuten ausprobiert hat und darunter keinen passenden gefunden hat? Gibt
es eine Beschränkung, wie viele Therapeuten man ausprobieren darf?
"Nein, es gibt keine solche Beschränkung", stellt Dücomy
klar.
Warum leide ich so? Mit einer Therapie findest du es hoffentlich bald heraus. Bild: Geralt, Lizenz: CC0 |
Nächster Schritt: der Therapieantrag
Erstgespräche und probatorische
Sitzungen mit mehreren Therapeuten vereinbaren – das ist eine
langwierige Sache, es dauert sicherlich mehrere Monate. Der Vorteil
ist aber: Der Klient hat einen Vergleich und kann sein Urteil,
welcher Therapeut der richtige ist, auf einer soliden Basis fällen.
Sind die probatorischen Sitzungen gelaufen und man hat sich für
einen Therapeuten entschieden, dann stellt der Therapeut bei der
Krankenkasse den Therapieantrag. Dieser wird von einem Gutachter der
Krankenkasse bearbeitet. "Der Gutachter liest den Antrag
anonym", versichert Dücomy. "Er weiß also nicht, um
welche Person es sich handelt."
Mindestens 25 Stunden werden genehmigt
Für eine Verhaltenstherapie beantragt
der Therapeut mindestens 25 Stunden. Wenn man einmal in der Woche zur
Therapie geht, dauert diese also ein gutes halbes Jahr. Je nach
Problematik kann der Therapeut auch 45 Stunden beantragen.
Analytische Therapie: anderer Ansatz, längere Dauer
Zum Vergleich: Für eine analytische
Therapie, die viel tiefer in der Vergangenheit des Klienten gräbt,
werden meist 240 Sitzungen genehmigt, manchmal auch 300. Wann eine
analytische Therapie zu empfehlen ist und wann Verhaltenstherapie –
dazu erfahrt ihr demnächst mehr hier bei "In meiner Haut"!
Ach ja, und wenn ihr zu eurer ersten Sitzung geht, bitte nicht wundern: Eine Therapiestunde dauert nur 50
Minuten. ;)
Zum Weiterlesen
Detaillierte Infos zur Therapeutensuche
findet ihr in dem Buch der Verbraucherzentrale: "Psychotherapie
– Angebote sinnvoll nutzen".
Link-Tipp von Judith Dücomy
Auf therapie.de kannst du Psychotherapeuten in deiner Nähe finden und gezielt nach spezialisierten Therapeuten suchen.Weitere Themen demnächst hier bei "In meiner Haut":
- Welche Therapieformen gibt es und welche sind bei Skin Picking zu empfehlen?
- Wann sollte ich eine Therapie machen?
- Wie behandelt man Skin Picking in der Verhaltenstherapie?
- Wie läuft das Kostenerstattungsverfahren?
In der Tat ist das oft nicht ganz so einfach schnell einen guten Psychotherapeuten zu finden. Ich habe dazu auch etwas geschrieben: Einen guten Psychotherapeuten finden
AntwortenLöschenHallo Stefan, danke für deinen Kommentar. Ich weiß nicht, ob es an meinem System liegt, das gerade nicht rund läuft, aber leider kann ich deinen Link nicht abrufen. Wenn du magst, schreib hier doch noch mal die URL hin. Danke und liebe Grüße!
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