Sie ist gerade mal 18 geworden, bloggt über Skin Picking und hat vor zwei Monaten in einem
RTL-Fernsehbeitrag ganz offen über ihr Problem gesprochen:
Jacqueline ist unsere Heldin!
Die Erste, die sich traut
Denn soweit wir wissen, ist sie in
Deutschland die erste, die sich mit Dermatillomanie vor die TV-Kamera getraut hat. Damit
sorgt sie dafür, dass die psychische Störung Skin Picking auch
hierzulande endlich bekannter wird. Andere Länder haben
Vorkämpferinnen wie Christina Pearson (USA) und Angela Hartlin (Kanada). Ohne sie und ihr unermüdliches Engagement wäre Skin
Picking dort niemals so bekannt geworden.
Aktuelles Blog-Bild von Jacqueline - Link: http://bit.ly/1GZjHLw |
Auf einen Schlag 1000 Blog-Besucher
Vor ein paar Tagen besuchte Jacqueline
die Kölner Selbsthilfegruppe und berichtete, wie es ihr mit dem
Bloggen und vor allem seit dem Fernseh-Dreh ergangen ist. „Als der
Beitrag bei 'Punkt 12' gesendet wurde, schnellten die Klickzahlen im Blog
plötzlich hoch: Innerhalb einer Stunde hatte ich 1000 Besucher.“
Normalerweise werde ihr Blog pro Tag 150- bis 200-mal angeklickt.
Nur gute Reaktionen
„Wenn alle wüssten, dass ich Skin
Picking habe – das wäre für mich der Tod“, wirft N. aus der
Selbsthilfegruppe ein. Doch Jacqueline berichtet, sie habe keine einzige
negative Reaktion auf den Beitrag erhalten. Ihre Freunde und Familie
waren vorher schon eingeweiht. „Meine Schwester ist ganz stolz auf
mich!“ Dafür kamen Mails von Unbekannten – anderen Betroffenen: „Du
bist mutig“, schrieben sie und „mir geht’s auch gerade ganz
schlecht“, „was du tust, hilft uns.“
Vorkämpferin in Kanada: Angela Hartlin - Link: http://bit.ly/1LrHw2O |
"Das musst du weitermachen!"
Vor einem Jahr, als sie ihre ersten
Blogposts schrieb, machte Jacqueline auch klar Schiff gegenüber
ihren Freunden. Die waren erst ein wenig schockiert. „Ich wusste
gar nicht, dass es dir so schlecht geht“, sagte einer. Aber alle
fanden: „Das musst du weitermachen!“
Schreiben wirkt
Die Öffentlichkeit als Therapie –
das ist Jacquelines Ansatz, denn sie will es ohne
psychotherapeutische Hilfe schaffen. Sofort kam die Frage aus der
Selbsthilfegruppe: „Ist dein Hautzustand denn besser geworden, seit du bloggst?“
Ja, das Schreiben hilft, bestätigt sie: „Wie ihr alle wisst, gibt
es Hoch-Phasen und Tief-Phasen, was die Haut angeht. Bei mir sind die
Hoch-Phasen inzwischen länger und die Tiefs kürzer.“
Sozusagen die Mutter der Selbsthilfe bei Skin Picking und Trich: Christina Pearson (USA) Link: http://bit.ly/1XoFYMp |
Sich selbst belohnen
Und dann kommt die unvermeidliche
Frage nach Tipps und Tricks. Was hilft ihr gegen's Knibbeln? „Ich
bin ungerne jemand, der wartet“, erzählt Jacqueline. Diesen
Charakterzug teilt sie sicherlich mit 90 Prozent aller Skin Picker.
Dennoch versucht sie, Struktur zu schaffen: Sie setzt sich kurzfristige Zwischenziele mit Belohnungen.
Zum Beispiel wenn sie es schafft, vor einer Party eine ganze Woche
lang nicht an die Haut zu gehen. „Dann kaufe ich mir was Kleines,
das ich mir sonst nicht gegönnt hätte.“ Am liebsten belohnt sie
sich übrigens mit „einer Runde schlafen“. Denn Schlaf komme bei
ihr meistens viel zu kurz.
Keine Angst, erkannt zu werden
An den Fotos in ihren Blogposts kann
jeder Jacqueline wiedererkennen. Davor hat die Abiturientin keine
Angst – vielleicht liegt es daran, dass sie als Jugendliche
jahrelang Mobbing erleiden musste und den Unterschied zu heute deutlich
erkennt. „Es tut mir auch gut, die Fotos von vor einem Jahr anzuschauen.
Dann kann ich nachvollziehen, wie's gelaufen ist und was sich
verändert hat.“
"Nicht davonlaufen"
Trotzdem erschrickt sie manchmal vor sich selbst –
wenn sie ein Bild sieht, auf dem ihre Haut übel zugerichtet ist.
„Aber ich will nicht davonlaufen. Ich stelle mich dem.“
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