Schon in fünf Monaten geht unsere Skin Picking und Trichotillomanie Tagung über die Bühne - mit vielen aufschlussreichen Vorträgen und Workshops für Betroffene und Therapeut*innen. Notiert euch schon mal den Termin, damit ihr dabeisein könnt: 13. und 14. Oktober 2018. Weitere Infos folgen unten.
Aber jetzt erst einmal der Inhalt:
- Unser nächstes Treffen
- Besuch beim Hautarzt - so typisch!
- Skin Picking und Trichotillomanie Tage
- Weitere Treff-Termine
Zu 1.: Unser nächstes Treffen
Wir treffen uns wieder am
Montag, 21. Mai, 19 Uhr, im gesundheitsladen Köln, Steinkopfstr. 2.
Bitte den Ladeneingang benutzen, danke!
Der gesundheitsladen ist mit den Öffentlichen leicht erreichbar: In der Nähe sind die Haltestellen Bahnhof Mülheim (Bahn, S-Bahn, U-Bahn) sowie Wiener Platz (U-Bahn, Bus).
Bild: Geralt, CC0 |
Zu 2.: Besuch beim Hautarzt - so typisch!
Ausnahmsweise werde ich an dieser Stelle einmal persönlich, um eine Erfahrung zu schildern, die sehr viele von uns machen müssen. Ich spreche von arroganter Behandlung durch den Hautarzt. Wer sich als Skin-Picking-Betroffene*r überwindet und trotz aller Schamgefühle den Hautarzt aufsucht, hat allein schon dafür einen Orden verdient. Aber leider vertieft die Art, wie Hautärzte Skin Picker behandeln, diese Scham nur noch. Das gilt natürlich nicht für alle Vertreter des Gewerbes, aber für die deutliche Mehrheit (zumindest gefühlt - Zahlen gibt es dazu natürlich nicht).
Bild: mohamed_hasan, CC0 |
Grund für meinen Besuch war eine Hautveränderung, die nichts mit Skin Picking zu tun hatte.
Wenn du schon hingehst, nimm ein paar Flyer der Selbsthilfegruppe mit, überlegte ich, und schmink dich nicht - mal sehen, ob er dich auf die Wunden anspricht! Denn aus Berichten wusste ich: Viele Hautärzte ignorieren einfach, was sie sehen.
Die Hautveränderung erwies sich als harmlos. Erst ganz zum Schluss sprach hat der Arzt mich doch noch auf die Wunden an, aber im Zusammenhang mit kleinen Knubbeln am Kinn.
"Sie piddeln ja selbst an Ihrer Haut, da ist es kein Wunder, dass Sie diese Knubbel haben", meinte er. Die Knubbelchen hatten nichts mit meinen Skin Picking-Wunden zu tun, weil ich sie gar nicht "bearbeit" hatte - also Blödsinn, was er da erzählte. Dennoch ergriff ich die Gelegenheit und sagte, dass ich unter Skin Picking leide.
"Was ist denn das?", fragte er, "davon habe ich noch nie was etwas gehört." Der Mann sah aus wie knapp 60 - sein Medizinstudium musste entsprechend lange her sein.
Ich erklärte, dass es sich um eine psychische Erkrankung handele und dass Betroffene nicht aufhören können, die eigene Haut zu drücken und quetschen.
"Ach so", sagte er, "Das kenne ich. Wenn ich solche Patienten habe, schicke ich sie zum Psychologen oder sie sollen eine Entspannungstechnik lernen." Dazu nickte ich: Besser, der Hautarzt schickt die Patienten weiter zu einer psychologischen Behandlung, als dass er sie mit irgendwelchen Cremes und Salben abspeist.
Dann erzählte ich dem Arzt, dass ich die Leiterin der Selbsthilfegruppe Skin Picking sei und dass ich einige Flyer mitgebracht hätte - ob er die im Wartezimmer auslegen würde? Er war sofort einverstanden. "Von Ihren Flyern kann ich hier jeden Tag mehrere verteilen."
(Nebenbemerkung: Eine bessere Bestätigung dafür, dass Skin Picking weit verbreitet ist, kann es gar nicht geben. Geht man von 50 Patienten pro Tag und mindestens zwei Skin Picking-Fällen aus, dann macht das vier Prozent Skin Picker. Ganz abgesehen von denen, die sich zu sehr schämen, um zum Arzt zu gehen!)
Dann meinte er plötzlich:
"Sie sind aber ein schlechtes Vorbild für die Selbsthilfegruppe, wenn Sie nicht geheilt sind, Frau Bäumer!" Ich dachte, ich höre nicht richtig! Mir fielen so viele Gründe ein, warum das nicht stimmt. Erstens: Man ist nie ganz von Skin Picking "geheilt". In Krisensituationen, wie ich sie in der letzten Zeit durchlebt habe, taucht es wieder auf. Zweitens: In der Selbsthilfegruppe gibt es keinen "Guru", der Anderen den erleuchteten Weg weist. Es geht um gegenseitige Hilfe. Der Weg ist das Ziel. Drittens: Was weiß der schon von mir? In Ermangelung einer schlagfertigen Antwort sagte ich nur:
"Ich war ja auch so gut wie geheilt, bis mein Mann gestorben ist. Da ist es wiedergekommen und bis jetzt nicht wieder verschwunden."
Was sagte er darauf? Nichts! Nicht einmal "herzliches Beileid" oder so. Kalt bis ins Mark.
Stattdessen riet mir der Herr Doktor allen Ernstes:
"Sie müssen sich aber schminken!" Ach nee! Schminken? Geniale Idee! Darauf wäre ich ja von alleine nie gekommen! Und überhaupt, was haben Sie hier über mich zu bestimmen, Sie alter ... äh ... Weißkittel? Ob ich mich schminke oder nicht, ist immer noch meine eigene Entscheidung! Wiederum sagte ich nicht alles, was ich dachte - frau ist ja so verdammt gut erzogen -, sondern nur: "Ich habe mich extra nicht geschminkt, damit Sie es sehen."
Unnötig zu erwähnen, dass ich diesen Arzt nie wieder aufsuchen werde. Auch wenn er keiner der ganz Fürchterlichen war.
So, der Bericht musste in dieser Ausführlichkeit sein, damit ihr das Gespräch richtig einordnen könnt. Ich werde den Namen dieses Arztes öffentlich nicht nennen, wohl aber im passwortgeschützten Onlineforum und in der Facebook-Gruppe "Dermatillomanie (German)". Vielleicht habt ihr auch schon verletzende Erfahrungen beim Hautarzt gemacht. Oder vielleicht sogar gute - umso wichtiger, dass ihr sie nicht für euch behaltet!
Ich fordere euch herzlich dazu auf, eure Erlebnisse - gute wie schlechte - online zu teilen. So ersparen wir zusammen anderen Betroffenen unnötiges Leid und fördern Ärzte, die es wert sind.
zu 3. Skin Picking und Trichotillomanie Tage: erste Dozenten-Zusagen!
Ich freue mich sehr, dass für die Kölner Skin Picking und Trichotillomanie Tage die ersten Zusagen von Dozentinnen eingetroffen sind!
Mit dabei sind unter anderem diese Themen:
- Kunst als Therapie bei Skin Picking, Vortrag und Workshop mit Liz Atkin aus UK
- Skin Picking und Ess-Störungen, Vortrag von Dr. Jennifer Schmidt, Uni Wuppertal
- Hypnotherapie bei Skin Picking, Vortrag mit Workshop-Charakter von Ingrid Marondel, Heilpraktikerin für Psychotherapie
- Zweithaar-Modenschau mit Vortrag von Vera Rieswick, Team Rieswick
- Trichotillomanie - Ursachen, Erscheinungsformen und Therapie, Vortrag von Antonia Peters, Infostelle Trichotillomanie und DGZ-Vorsitzende
- Akzeptanz- und Commitmenttherapie, Vortrag von Psychotherapeutin Johanna Schriefer
Und das ist nur ein kurzer Auszug aus unserem zirka 20 Veranstaltungen umfassenden Programm! Jetzt kommen mehr und mehr Zusagen zusammen.
Für wen ist die Veranstaltung gedacht?
Vor allem für uns: von Skin Picking und Trichotillomanie Betroffene. Außerdem auch für Therapeut*innen, die über den Tellerrand schauen und ihren Klienten neue, wirksame Angebote machen möchten. Damit möglichst viele kommen können, werden wir die Teilnahmegebühr sehr gering halten. Möglich wird das dank der Unterstützung der mhplus.
Wir hoffen, dass die Website im Juni online geht. Dort findet ihr dann noch mehr Informationen. Aber wenn ihr den Newsletter lest, werdet ihr es nicht verpassen, das garantiere ich! 😉
Zu 4. Weitere Treff-Termine
Wir treffen uns immer am dritten Montag eines Monats um 19 Uhr. Die nächsten Termine sind:
18. Juni, 16. Juli, 20. August.
So, und nun eine angenehme Frühlingszeit - oder bis nächsten Montag beim Gruppentreffen! 🙋
Danke für deinen Einblick zu Punkt 2! Ich selbst habe mit allem Mut beim letzten Hautarzt Besuch gesagt, dass "ich ja nicht die Finger davon lassen könne und sich auch deswegen immer alles entzündet". Den Begriff "Skin Picking" habe ich damals bewusst noch nicht erwähnt, da ich nicht einschätzen konnte, ob diese Diagnose auf mich zutrifft.
AntwortenLöschenLeider wurde auf diese Anmerkung nicht eingegangen. In keinster Weise. Stattdessen wurde nur wieder Antibiotikum oder Vitamin A vorgeschlagen.
Nach Monaten dann ein erneuter Versuch bei der Hausärztin – sie kannte die Bezeichnung, empfahl mir Vergrößerungsspiegel wegzuschmeißen und schrieb eine Überweisung Richtung Psychologe. Immerhin! Damit war die Sache aber auch für sie schnell abgehandelt. Ich hätte mir eine ganzheitlichere Betrachtung gewünscht.
Hat man zu große Erwartungen? Zu welchem Arzt geht man am besten, um ganzheitlich an die Sache ranzugehen?
Hallo! ��
LöschenVielen lieben Dank dafür, dass du dein Erlebnis hier teilst. Was du schilderst, ist sicherlich die Erfahrung, die viele Skin Picker beim Hautarzt machen.
Ganzheitlich wäre schön. Gibt es vielleicht am ehesten noch beim Heilpraktiker. Aber die Behandlung dort kostet. Daher würde ich eine psychologische Behandlung vorziehen. Denn Skin Picking hat vor allem psychische Ursachen.
Es gibt aber auch Hautärzte mit psychosomatischer Zusatzausbildung. Diese, so darf man hoffen und erwarten, sind in der Lage, auf Gefühle des Patienten zu reagieren. Welche Ärzte in deiner Nähe diese Zusatzausbildung haben, sollte deine Krankenkasse wissen - einfach mal anrufen.
Ich habe für meinen Termin den Arzt gewählt, der kurzfristig greifbar war, denn es sollte schnell gehen. Dass mein Arzt so frühzeitig Termine frei hatte, ist vielleicht auch kein Zufall ... ��
Bei manchen Betroffenen gibt es auch einen körperlichen Anteil des Skin Pickings - zum Beispiel Akne -, gegen die der Hautarzt tatsächlich mit Cremes und Salben vorgehen kann.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Arztsuche!
Liebe Grüße von Ingrid
Per E-Mail bekam ich eine ganz liebe Reaktion auf diesen Blogpost von einem Mitglied der Selbsthilfegruppe.
AntwortenLöschenWas sie schreibt, finde ich wichtig für alle, die überlegen, es mit einer Selbsthilfegruppe zu probieren:
"Es tut mir leid zu lesen, dass Du so eine blöde Hautarzt-Erfahrung machen musstest. Es ist so erschreckend und traurig, dass das keine Seltenheit ist. Und so ungerecht und beschämend, was er da von sich gegeben hat.
Ich hoffe, Du nimmst Dir nichts davon wirklich zu Herzen ... Und zum Thema SHG-Leiterin: Ich war immer sehr begeistert von Dir als Leiterin und der Atmosphäre in der Gruppe und finde es gerade im Gegenteil GUT, wenn die Leiterin selbst betroffen ist, weil schon alleine das einem wegen des Verstandenfühlens enorm helfen und Kraft geben kann. Und nur so kann die Leiterin auch mitreden und Tipps geben, etc. Wenn Du nichts damit am Hut hättest, hätte ich mich nie so öffnen können. Das geht bestimmt vielen so. Ich sage das in der Hoffnung, dass Du all das sowieso schon weißt und Deinen Bericht nur geschildert hast, um auch anderen damit zu helfen....
Trotzdem!"
Danke von Herzen, liebe A.! Das baut auf. :-)