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Donnerstag, 30. Juli 2020

Tipps von der Kosmetikerin ... und andere August-News

Ihr Lieben,

neu auf Skin-Picking.de findet ihr Hautpflege-Tipps einer Kosmetikerin. Aber das ist nicht die einzige Neuigkeit für den August! 

Hier die Inhaltsübersicht:
  1. Unsere nächsten Treffen
  2. Reale Treffen wieder ab September
  3. Hautpflege-Tipps von der Kosmetikerin
  4. Neue Studie mit Training für ein besseres Selbstbild
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Aber hier erst mal ein Sommerbild aus einem Schrebergarten in der Nähe :-)

Sommerblume. Bild: Ingrid Bäumer

Zu 1. Unsere nächsten Treffen der Selbsthilfegruppe Skin Picking Köln


Wegen Corona treffen wir uns derzeit jede Woche online. Das nächste Treffen ist am kommenden Montag, 3. Juli, um 19 Uhr. Willkommen sind alle, die an Skin Picking oder Trichotillomanie leiden.
 
Hier die Erklärung, wie du zum Treffen kommst:

Gehe auf www.jitsi.org und dort auf den Button "See it in action! Start a new meeting!".
Dort gibst du den Namen der Videokonferenz ein: Beim nächsten Mal ist das "SP-Treffen_20_08_03" (genau so, am besten Copy-Paste, ohne Anführungsstriche natürlich ;-)). Dann musst du dem Programm noch erlauben, auf dein Mikrofon und die Kamera zuzugreifen - und schon bist du im Treffen. Probiere deine Technik am besten vorher einmal aus, damit es beim Treffen selbst dann klappt. Aus Erfahrung kann ich dir raten, dass dein WLan nicht das schlechteste sein sollte, sonst gibt es Probleme mit dem Ton. Setz dich also am besten mit deinem Laptop/Tablet/Smartphone möglichst nah an den Router.
 

Zu 2. Reale Treffen wieder ab September


Mit dem Ende der Sommerferienzeit wollen wir wieder zu den realen Treffen zurückkehren. Diese finden einmal im Monat statt, immer am dritten Montag eines Monats. Das nächste wäre dann also am 21. September um 19 Uhr. Bis dahin werden wir ein Hygienekonzept erstellen, um das Coronarisiko zu minimieren. Soweit es konkret wird, schicke ich dazu eine Info.

Die Online-Treffen bleiben aber erhalten: In jeder Woche, in der es kein reales Treffen gibt, sind wir online! Also in der Regel dreimal im Monat. So hat Corona mindestens einen positiven Effekt, denn die Online-Treffen gab es vorher nicht ...

Zu 3. Hautpflege-Tipps von einer Kosmetikerin


Es geschieht nicht oft, dass Kosmetikerinnen uns anschreiben, um Flyer für ihre Praxis zu erhalten. Genaugenommen ist es eigentlich noch nie geschehen - bis Angelika Schmitz sich letztens bei mir meldete. Die ausgebildete Kosmetikerin aus Kerpen (bei Köln) hat ein eigenes Studio und stellte fest, dass immer mehr ihrer Kundinnen ihre Haut krankhaft bearbeiteten. Sie recherchierte - und fand Skin-Picking.de. Ich ergriff gleich die Gelegenheit, sie nach Hautpflege-Tipps zu fragen. 

Das Ergebnis findet ihr hier im Interview: https://www.skin-picking.de/therapieformen/tipps-kosmetikerin/

Zu 4. Neue Studie mit Training für ein besseres Selbstbild


Skin Picking und Körperdysmorphe Störung gehen oft miteinander einher. Das heißt, viele Skin Picker haben auch ein Problem mit ihrem Aussehen: Sie finden sich hässlich oder entstellt, obwohl sie das gar nicht sind. Die Uni Wuppertal forscht viel zur Körperdysmorphen Störung und hat jetzt eine neue Studie an den Start gebracht. Darin geht es um Selbstwahrnehmung und wie man sie verbessern kann. Es sind noch Plätze frei. 

Das Plakat zur Studie. Bild: Uni Wuppertal

Dazu schrieb mir die Studienautorin Carmen Trimborn:

"Ich forsche an der Bergischen Universität Wuppertal im Masterstudiengang am Lehrstuhl klinische Psychologie unter Prof. Dr. Alexandra Martin und Dr. Katrin Schoenenberg zum Thema Körperdysmorphe Störung und aussehensbezogene Sorgen.
 
Die Uni hat damals die IMAGIN Studie mit dazugehörigem online Training veröffentlicht,
 
Nun soll die IMAGIN Studie im Kleinen weitergehen und einzelne Module daraus genau überprüft werden. Meine Masterarbeit beschäftigt sich nun mit einem dieser Module zur Verbesserung aussehensbezogener Sorgen, Körperbild, Selbstbild und depressiver Symptome unter dem Titel CHANGE - Du bist mehr als nur dein Aussehen!
 
Die CHANGE-Studie inklusive 1-wöchigem online Training ist ab sofort offen und benötigt noch Teilnehmer."

Ich empfehle eine Teilnahme - wann bekommt man schon die Chance eines kostenlosen Onlinetrainings zur Verbesserung der Selbstwahrnehmung? Bei Interesse schaut einfach auf der Website vorbei - dort gibt es mehr Infos.

So - das war's auch schon wieder. Ich wünsche einen schönen Restsommer! 🌞
Ingrid

Montag, 10. April 2017

Skin Picking News April: Haut-Kunst, was vom Hautarzt zu erwarten ist

Hallo zusammen,


hier haben wir wieder das Neuste zum Thema Haut und Selbsthilfegruppe für euch zusammengetragen.

Inhalt:
1. Unser nächstes Treffem
2. Die eigene Haut zu Kunst gemacht
3. Dr. Yael Adler oder: Was Skin Picker vom Hautarzt erwarten können
4. Weitere Treff-Termine

Zu 1. Unser nächstes Treffen findet statt am

Montag, 17.4. (Ostermontag!) um 19 Uhr

Adresse: gesundheitsladen Köln, Venloer Straße 46, Erdgeschoss. Eine Anfahrtsbeschreibung findet ihr hier: http://www.gesundheitsladen-koeln.de/index.php?pg=9

Eingeladen sind wie immer alle, die unter Skin Picking, Trichotillomanie (krankhaftes Haare ausreißen) oder einem anderen körperbezogenen, sich wiederholenden Verhalten (BFRB) leiden.

Zu 2. Die eigene Haut wird zu Kunst

Ashley Soto aus Florida leidet unter Vitiligo, einer Krankheit, bei der sich die Haut stellenweise entfärbt. Die junge Frau wurde von anderen deswegen gehänselt, beschloss aber irgendwann, sich nicht von dem, was andere denken, einschränken zu lassen.

Ash Soto zeigt ihre Kunst unter anderem auf Instagram. Bildquelle: https://www.instagram.com/p/BOJBhL5Bhsx/

Sie ging in die Offensive, zeigte ihre Haut in der Öffentlichkeit und verwandelt sie sogar in Kunst. Wie das geht, könnt ihr unter anderem hier nachlesen:

http://www.huffingtonpost.com/entry/vitiligo-body-art_us_58c95836e4b01c029d78005e

Schön und ermutigend, finde ich.

Zu 3. Dr. Yael Adler oder: Was Skin Picker vom Hautarzt erwarten können

Viele von euch haben es wahrscheinlich schon erlebt: Sie gingen mit Wunden vom Skin Picking zum Hautarzt, ganz verzweifelt und beschämt. Und wurden dort mit einer Anti-Akne-Salbe abgespeist oder - noch schlimmer - mit dem Spruch, man "solle das doch einfach seinlassen".

Dabei könnten Hautärzte Betroffenen medizinisch weiterhelfen - wenn sie denn Skin Picking kennen und sich auf die Patientin/den Patienten einlassen. Dr. Yael Adler, Autorin des Bestseller-Sachbuchs "Hautnah", ist mit dem Thema Acné Excoriée vertraut. Sie empfiehlt eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Hautarzt und Psychotherapeuten bei der Behandlung von Skin Picking.

Was sie Patienten noch rät, könnt ihr hier in dem Interview nachhören, das sie dem Deutschlandfunk gegeben hat. Ihr findet es unter diesem Link - das gesamte Interview ist sehr interessant und unterhaltsam, die Stelle zum Skin Picking beginnt in Minute 27. ;)

https://www.skin-picking.de/was-ist-skin-picking/dlf-interview-yael-adler

zu 4. Weitere Treff-Termine

Wir treffen uns immer am dritten Montag eines Monats, immer um 19 Uhr. Hier die nächsten Termine zum Abspeichern im Kalender:
15. Mai, 19. Juni, 17. Juli.

Wir freuen uns, dich bei einem unserer Treffen begrüßen zu können!

Montag, 11. Januar 2016

Live-Schmink-Workshop in der Selbsthilfegruppe!

Hallo zusammen!

Dies ist der Januar-Newsletter, drum wünsche ich erst einmal allen LeserInnen ganz herzlich ein frohes neues Jahr! 

Inhalt:
  1. Unser nächstes Treffen: mit Live-Schmink-Workshop!!
  2. Projekte für 2016
  3. Mit Ernährung die eigene Haut versöhnen
  4. Weitere Treff-Termine

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1. Unser nächstes Treffen: mit Live-Schmink-Workshop!

Wir treffen uns wieder am
Montag, 18. Januar, 19 Uhr im "gesundheitsladen Köln", Venloer Straße 46. Infos zur Anreise findet ihr hier: http://www.gesundheitsladen-koeln.de/index.php?pg=9

Achtung: Dies Foto zeigt nicht D. und auch nicht ihre Art von Schminktipps ;-) Foto: DieterRobbins, Lizenz CC0
Und was erwartet euch diesmal:
D., Hobbymodel aus Bonn und ebenfalls Skin Picking-Betroffene, greift tief in ihre Makeup-Trickkiste. Sie zeigt euch, wie man Hautunreinheiten gründlich wegschminkt. Zum Beispiel, um sich im Job sicher zu fühlen trotz Knibbel-Wunden.
Jede/r der/die mag, kann sein/ihr eigenes Makeup und einen Handspiegel mitbringen. Und dann geht's ans Ausprobieren! Ich freue mich schon sehr auf dieses ungewöhnliche Treffen.

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2. Projekte für 2016

Das ist schon unser erstes kleines Projekt. Weitere Ideen fürs neue Jahr waren bisher:
- ein Meditationskurs
- ein Workshop "Resilienz"

Habe ich etwas vergessen? Wenn ja, bitte ich um eine kurze Erinnerung per Kommentar oder Mail (dermatillomanie(ät)gmx(punkt)de).
Weitere Ideen sind herzlich willkommen!

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3. Mit Ernährung die eigene Haut versöhnen ...



... zu dem Thema haben wir im Sommer einen fabelhaften Vortrag von Sabine Kakizaki gehört. Sie ist Ernährungsberaterin und Heilpraktikerin für Traditionelle Chinesische Medizin. Erst vor ein paar Wochen bin ich dazu gekommen, die Inhalte schriftlich festzuhalten.
Wie beeinflusst Ernährung die Haut? Das könnt ihr hier nachlesen:
http://www.meine-haut.blogspot.de/2015/12/mit-guter-ernahrung-die-haut-versohnen.html
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4. Weitere Treff-Termine

Wir treffen uns wieder am
15. Februar, 21. März, 18. April
... immer um 19 Uhr.

So, das war's schon wieder! Liebe Grüße von Ingrid

Freitag, 11. Dezember 2015

Mit guter Ernährung die Haut versöhnen

... so könnte man kurz das Anliegen umreißen, das Ernährungsberaterin Sabine Kakizaki zu uns in die Selbsthilfegruppe brachte. Aber was hat Ernährung mit Skin Picking zu tun? Hat das, was wir essen, überhaupt einen Einfluss auf unseren Hautzustand? Und kann man daraus irgendwelche Empfehlungen ableiten?
Kann man. Aber dazu später. Erst einmal ein paar Worte zur Referentin:


Eine Hamburgerin in Köln

Sabine Kakizaki, ursprünglich aus Hamburg, lebt schon seit über 20 Jahren in Köln und praktiziert im südlichen Stadtteil Bayenthal als Heilpraktikerin für TCM (Traditionelle Chinesische Medizin). Als ich sie fragte, ob sie bereit sei, für unsere Gruppe einen Vortrag zu halten - ohne Bezahlung -, sagte sie sofort zu. Das freut uns sehr. Vielen Dank dafür!

Sabine Kakizaki beim Vortrag. Bild: Ingrid Bäumer

Eine alte Heilkunde

Die traditionelle chinesische Medizin, an der sich Sabine Kakizaki im Wesentlichen orientiert, basiert auf uralten Naturbeobachtungen. Schon vor Jahrtausenden haben Menschen in China genau registriert, wie alle möglichen Dinge, darunter auch Ernährung auf den menschlichen Körper und  Geist wirken. Als Erklärung haben sie das Chi-Modell entwickelt - die Lebensenergie, die sich in Yin und Yang aufteilt. Wir kennen sie alle von diesem Zeichen:

Bild: Lebensmittelfotos, Lizenz CC0

Den beiden Energien, die das Chi formen, werden gegensätzliche Eigenschaften zugesprochen:
  • Yin: schwarz, weiblich, Nacht, klein, ...
  • Yang: weiß, männlich, Tag, groß, ...
Sind Yin und Yang in einem Menschen im Einklang, dann fließt die Lebensenergie ungehindert: Er/sie fühlt sich wohl. Das heißt auch, dass jeder Mann Anteile weiblicher Energie in sich trägt und jede Frau männliche. Kann ein Mensch zum Beispiel nachts nicht schlafen, dann liegt etwas mit seinem Yin im Argen. So weit, so simpel.

Bild: Patticake, Lizenz CC0

Die fünf Elemente

Aber jetzt kommt's: Neben Yin und Yang gibt es in der TCM noch die fünf Elemente! Und zwar diese:
  • Wasser: steht für Winter, den ersten Impuls, Selbstverantwortung, Willenskraft und das Bauchgefühl
  • Holz: Frühjahr, Dynamik, Durchsetzungsfähigkeit, Flexibilität (z.B. Bambus).
  • Feuer: Sommer, Sprache, Freude, Liebe, aus sich herausgehen
  • Erde: Spätsommer, Erntezeit, Reife, das mütterliche Prinzip
  • Metall: Herbst, Trauer, Ordnung, Klarheit
Bild: bykst, Lizenz: CC0

Und nun ratet mal, welches Element für unsere Haut steht - denn das ist das Element, auf das wir natürlich hier unser besonderes Interesse richten!


Der Beamte unter den Elementen

Nicht sehr sexy, aber laut TCM eben wahr: Das menschliche Organ Haut wird dem Metall zugeordnet. "Metall ist der Beamte unter den Elementen", sagt Sabine Kakizaki. Auch Lunge und Dickdarm gehören in diese Kategorie. Die Botschaft, die uns das Element Metall im Leben vermittelt, fasst Sabine Kakizaki so zusammen: "Wir können nicht alles behalten. Wir müssen auch manchmal loslassen, was wir nicht mehr brauchen." Zwang sei eine Emotion im Metall, denn der Zwangskranke könne nicht loslassen. "Man kann versuchen, den Zwang zu entspannen mit Akupunktur und Kräutern."

Bild: Cortixxx, Lizenz CC0

Die Haut: Grenze und Kontaktfläche

Es gibt viel Faszinierendes an der menschlichen Haut. Zum Beispiel dies: Sie bildet einerseits die äußere Grenze unseres Körpers, schirmt ihn gegen schädliche Einflüsse wie Gifte, Hitze oder Kälte ab. Zugleich ist die Haut aber auch die Kontaktfläche unseres Körpers zur Außenwelt. Sie ist robust und sensibel zugleich.

Die Ursache finden

Aber was macht eine Heilpraktikerin, wenn eine Kundin mit Hautproblemen zu ihr kommt? Sie versucht, die Beschwerden in Beziehung zu setzen mit den Elementen und deren Beziehungen untereinander - und letzten Endes möglichst die Ursache der Probleme zu behandeln, nicht nur die Symptome. Welche Rolle spielt dabei die Ernährung?


Warm oder kalt?

Die Verdauung, so erklärt Sabine Kakizaki, stellt man sich in der Traditionellen Chinesischen Medizin in etwa wie einen Kessel über einem Feuer vor. "Der Kessel ist unser Magen. Das, was wir essen, bestimmt die Kraft des Feuers, also der Verdauung." Alle Lebensmittel werden bestimmten Elementen zugeordnet. Wichtigste Unterscheidung dabei: Ist es ein eher "kaltes" oder ein eher "warmes" Lebensmittel?

Bild: Open Clipart Vectors, Lizenz CC0
Isst man zu viele "kalte" Lebensmittel, besonders im Winter, dann heißt das: Das Feuer muss sich besonders anstrengen, um die Aufgabe (Stoffwechsel) zu erfüllen. Das führe oft zu Blähungen und Völlegefühl. Was sind kalte Lebensmittel? Vor allem Rohkost wie Salate, Tomaten, Gurken - und die ach so gesunden Säfte und Smoothies. "Die haben zwar viele Vitamine", erklärt Sabine Kakizaki. "Aber wenn man nur Rohes isst, hat die Verdauung wenig Energie. Das gibt kalte Füße abends im Bett, man fühlt sich müde und erschöpft."

Wohlfühlen fängt beim Frühstück an

"Die wichtigste Mahlzeit des Tages ist das Frühstück", betont Sabine Kakizaki und hat einen Tipp, der für unseren Kulturkreis eher gewöhnungsbedürftig ist: morgens mehr gekochte Speisen essen! Das erleichtert die Verdauung. Zum Beispiel statt Müsli aufgekochten Haferbrei (Porridge). Der kann durchaus mit ("kaltem") Obst genossen werden, aber dann sollte das Obst mitgekocht worden sein.

Hmmm: Porridge! Bild: CNC, Lizenz CC0
Milch oder Joghurt dazu? Eher nicht, rät Kakizaki: Wir im Westen sind zwar inzwischen dran gewöhnt, aber eigentlich sei Milch nur etwas für Babys, nicht mehr für Erwachsene. Der Verdauung nütze sie ebenso wenig wie Käse und andere Milchprodukte. "Besser: zum Haferbrei Mandelmilch oder Hafermilch. Die gibt es im Bioladen und im Reformhaus."

Wer es morgens lieber deftig mag, darf sich mit Rührei verwöhnen - angereichert mit Gemüse, Pilzen und Zwiebeln. Eine ganz besondere Empfehlung hält Sabine Kakizaki für die Zuhörer bereit: Congee! Das ist Reisbrei, extrem nahrhaft und gut verdaulich. Und so kann er aussehen:

Chinesischer Reisbrei
Congee-Rezept auf Twitter. Hier geht's zum Rezept: http://bit.ly/1Y1Y4rm
Wirkt doch ganz appetitlich, oder? Congee hält sich im Kühlschrank drei bis vier Tage, kann also morgens einfach aufgewärmt werden. "Mit solchen Rezepten kann man auch den Süßhunger beruhigen", sagt die Ernährungsberaterin. Nicht so gut sei hingegen Brot. "Gegorener Teig hat sehr viel Feuchtigkeit, was in der TCM für Kühle steht." Schwer zu verdauen - und es macht Pickel!

Achtung: Bei diesen Lebensmitteln Pickelalarm!

Genauso schlecht für die Haut seien feingemahlenes Weizenmehl und Kuhmilchprodukte wie Quark und Joghurt. Ganz besonders sollten die Alarmglocken schrillen bei allen scharfen Lebensmitteln. Wobei mit scharf nicht nur Chili und Pfeffer gemeint sind, sondern alle "metallischen" Nahrungsmittel, sagt Kakizaki: "Ingwer ist nicht das Wundermittel, als das es heute immer dargestellt wird. Er ist nicht gesund für alle."
Aber auch alle getrockneten Gewürze wie beispielsweise Kümmel und Beifuß gehören in diese Kategorie. Scharf ist in dieser Gleichung gleichzusetzen mit heiß und heiß ist gleichzusetzen mit entzündungsfördernd, es trocknet die Haut. Hier lautet der Rat: Scharfe Lebensmittel sparsam verwenden.
Ach ja, leider: Auch Kaffee gehört dazu. Er regt den Geist an, mache uns aber auch unruhig und unausgeglichen. "Heiß" sind auch Lamm, Wild, Alkohol und Zigaretten. Im Winter Orangensaft trinken wegen der Vitamine? "Lieber Rote-Bete-Saft, Apfel oder Birne."
Und Dinge zu frittieren und braten, fügt ihnen noch mehr Hitze zu.

Gesund: Mandeln Bild: PDPics, Lizent CC0

Das zu essen, tut der Haut gut

Zu viel vom Element "Feuer" löst Hitzeprozesse im Körper aus, sagt Kakizaki. Aber es gibt auch Lebensmittel, die der Haut gut tun: viele Nüsse, zum Beispiel Mandeln, und vor allem Birne. "Sie wirkt gut bei trockener Haut." Morgens ein Glas heißes Wasser, mit Birnensaft angereichert für Feuchtigkeit, das tue der Haut gut.
Weitere Lebensmittel, die nach der TCM-Lehre nicht so heiß sind: Einige Fischsorten, zum Beispiel Kabeljau und Seelachs. Aber Vorsicht vor Scampi, Langusten, Hummer: Die wirken sehr entzündungsfördernd, auch Fischhaut.

Auf die persönliche Bilanz achten

"Letzten Endes stellt sich immer wieder die Frage", fasst Sabine Kakizaki zusammen: "Wie sieht meine Gesamtbilanz aus, befinde ich mich im Gleichgewicht?" Das herauszufinden, dabei kann Achtsamkeit helfen: die Dinge erst einmal wahrnehmen, fühlen, nicht unterdrücken, nicht beurteilen.

Hier gibt's noch mehr Infos zum Thema Ernährung nach TCM:
http://gesund.co.at/ernaehrung-nach-tcm-12526/




Montag, 19. Januar 2015

"Es ist diese hilflose Wut"

Interview mit Monika Neumann-Justen, 64, Psychotherapeutin und Hautärztin, Bonn

Monika Neumann-Justen. (Bild: Ingrid Bäumer)
Frau Neumann-Justen, seit unserem ersten Interview sind knapp drei Jahre vergangen. Sie haben sich aus Ihrer Hautarztpraxis zurückgezogen, aber was hat sich in der Zwischenzeit im therapeutischen Bereich getan?

Monika Neumann-Justen: Ich habe viele Anfragen von Skin Pickern erhalten. Unser Gespräch hat mir viele schwierige, aber auch interessante Patientinnen beschert.

Wie viele Patienten mit Skin Picking sind denn bei Ihnen in Therapie?

Es sind knapp zehn Langzeit-Patienten. Ich arbeite tiefenpsychologisch, aber diese Patienten kommen nicht wie üblich einmal pro Woche, sondern alle zwei bis vier Wochen zur Behandlung. Meist sagen sie, es werde ihnen zu viel, es beeinträchtige sie im Alltag. Dadurch ergibt sich eine lange Dauer, aber bei einer moderaten Stundenzahl.

Wie wirken Skin Picker auf Sie? Was sind ihre Besonderheiten?

Gemeinsam ist ihnen ein enormes Kontrollbedürfnis. Meist funktionieren sie auch gut im Beruf, sind gesellschaftsfähig - trotz des Leidens, das ihr Skin Picking ihnen verursacht. Und ganz oft findet sich ein familiärer Hintergrund, der von traumatischen Erlebnissen geprägt ist: Erfahrungen von Gewalt bis hin zu sexuellen Übergriffen zwischen dem dritten und elften Lebensjahr, einer Phase, in der das Kind sich noch nicht wehren kann. Diese Menschen sind geprägt von Angst, die sie nicht spüren und die sich in hilflose Wut verwandelt hat. Diese Wut wird gegen die eigene Person gerichtet, zum Beispiel in Form von Skin Picking. Und ist das erst einmal über Jahre „eingeübt“, kommt definitiv ein Gewohnheitsfaktor hinzu.

In unserem ersten Gespräch sagten Sie, dass es manchen Menschen schwerfalle, Angst von Wut zu unterscheiden. Wie hängt das denn zusammen?

Wenn ein Kind Gewalt erlebt, hat es furchtbare Angst. Es erlebt Hilflosigkeit und Ausweglosigkeit. Damit einher geht aber auch das Gefühl großer Wut wegen der Ungerechtigkeit dieser Gewalt, oft genug durch die Menschen, die es am meisten liebt. Doch ein Kind ist nicht stark genug, um sich zu wehren und es erhält in seiner Hilflosigkeit keine Unterstützung. So entwickelt es Angst vor der eigenen Wut. Als Ventil, um Wut und Angst nicht zu fühlen, nutzt es Selbstverletzungen wie Skin Picking. Zum Glück kommt man in der Therapie recht leicht an diese Gefühle heran.

Gibt es bei allen eine Gewalt- oder Missbrauchsgeschichte?

Manchmal gibt es auch andere Gründe. Eine meiner Patientinnen wurde in ihrem Elternhaus extrem überbehütet, das reale Leben hat sie dann völlig überfordert. Skin Picking kann auch im Erwachsenenalter anfangen: Ein männlicher Patient, erhielt vor ein paar Jahren ein fremdes Organ transplantiert und muss lebenslang Medikamente nehmen, damit das Organ nicht abgestoßen wird. Er lehnt diese Medikamente ab, aber er hat keine Wahl. Auch er fühlt sich machtlos. So richtet er die Aggression gegen sich selbst und fügt sich Verletzungen zu. Es ist immer wieder diese hilflose Wut.

Wie gehen Sie therapeutisch an Skin Picking heran?

Ich arbeite tiefenpsychologisch, beziehe aber auch verhaltenstherapeutische Elemente ein. In der Therapie sehe ich Patienten als „Experten in eigener Sache“ - wir sind also zwei Experten, die zusammenarbeiten, damit es dem Patienten besser geht.

Welche Methoden haben sich als effizient erwiesen?

Um gegen den Gewohnheitsfaktor im Skin Picking an zu arbeiten, empfehlen sich durchaus verhaltenstherapeutische Mittel. Beispielsweise bitte ich die Patientin, mit ihren Fingerknöcheln über die Haut zu rubbeln statt mit den Nägeln zu kratzen, was die Haut aufreißt. Es gibt viele Möglichkeiten, den Knibbel-Impuls umzuleiten. Ihn zu unterdrücken, das funktioniert allerdings gar nicht.

Welche Möglichkeiten gibt es denn noch?

Wenn ein Patient neu zu mir kommt, probieren wir erst einige verhaltenstherapeutische Tricks. Zum Beispiel, statt knibbeln im Gesicht ein medizinisches Peeling verwenden, Chi-Gong-Kugeln in die Hand nehmen und rotieren lassen - um die Finger beschäftigt zu halten. Oder beim Abschminken Handschuhe anziehen, um erst gar nicht die Fingernägel einsetzen zu können. Oder den Badezimmerspiegel mit einer Folie abkleben, damit man die eigene Haut nicht mehr so genau darin sieht. In manchen Fällen hilft das schon.

Und wenn es nicht hilft?

Dann folgt die nächste Stufe: Ich versuche, den Menschen dazu zu bringen, dass er sich selbst mit seinem Verhalten akzeptiert. Dazu begeben wir uns auf eine Entdeckungsreise in seine Psyche: Was waren das für Situationen, in denen er diese hilflose Wut gespürt hat? Man muss das respektvoll ansprechen. Überhaupt: Das Allerwichtigste in der Behandlung ist Respekt. Denn Skin Picking fällt nicht vom Himmel, es ist eben nicht nur Spannungsabfuhr.

Und über die kindliche Wut zu sprechen, das funktioniert?

Natürlich nicht immer. Ein erster Erfolg ist erreicht, wenn ein Patient Trauer fühlen kann: Trauer um das, was ihm zugestoßen ist. Dann kann er das Knibbeln meist lassen. In Situationen mit hohem Druck fängt er aber erfahrungsgemäß wieder damit an. Und dann wird er wütend, hasst sich selbst. Dieser Hass jedoch steigert nur das Skin Picking. Deshalb ist es ganz wichtig, dass Patienten lernen, gnädig mit sich selbst zu sein. Und sich trauen, genau hinzuschauen: Was hat mich wieder zum Knibbeln bewegt?

Was halten Sie davon, mit Medikamenten den Knibbeldrang zu vermindern?

Medikamente sind meiner Meinung nach in der Regel nicht hilfreich. Verschreibungen werden aber zunehmen, weil Skin Picking im DSM-5 unter „Zwangsstörungen und Ähnliche“ eingeordnet wird. Bei Zwangsstörungen werden von Psychiatern zum Beispiel selektive Serotonin- Wiederaufnahme-Hemmer oder trizyklische Antidepressiva eingesetzt. Diese Medikamente machen bei Skin Pickern eher keinen Sinn. Der Patient funktioniert dann vielleicht vordergründig besser in seinem sozialen Umfeld, aber es wird schwerer, an die Ursachen der Störung heranzukommen.

Sie sprachen das DSM-5 an, das Diagnosemanual der Amerikanischen Psychiatrischen Association (APA). Es gilt als Trendsetter für Europa und viele Skin Picker sind froh, dass das, was ihnen Leiden verursacht, endlich als eigenständiges Störungsbild anerkannt ist. Sie finden es aber anscheinend nicht so hilfreich – warum?

Ich warne vor der Einordnung in die Kategorie „Zwangsstörungen und Verwandte“. Natürlich hat Skin Picking etwas Zwanghaftes. Aber Zwang ist allgegenwärtig, bei vielen psychischen Erkrankungen. Er dient der Abwehr unerwünschter Gefühle wie Angst und Kontrollverlust. Nur weil jemand einen Zwang entwickelt hat, leidet er also noch lange nicht unter einer Zwangserkrankung. Hier wird Missverständnissen Tür und Tor geöffnet.

Wo wäre Skin Picking denn besser aufgehoben?

Vorher galt Skin Picking als Impulskontrollstörung - und dahin passt es meiner Meinung nach auch viel besser. Und es ist eine so himmlisch unverständliche Diagnose: Sie stigmatisiert die Patienten nicht so sehr. Zwangsstörungen dagegen gelten als schwer therapierbar. Ein Patient, bei dem eine Zwangsstörung diagnostiziert wird, fällt gleich in eine prognostisch ungünstige Gruppe.

Und was bedeutet das für den Betroffenen?

Er findet vielleicht keinen Therapeuten, weil die Behandlung von Zwangsstörungen bei Therapeuten als anstrengend und nur mäßig erfolgversprechend gilt. Noch schlimmer wird es, wenn ein Arzt oder Psychologe einem Patienten attestiert, er hätte eine „zwanghafte Persönlichkeitsstörung“. Denn die gilt als noch schwerer therapierbar. Skin Picker haben jedoch in den meisten Fällen gar keine so schwerwiegende Störung. Die Einsicht in die eigene Störung unterscheidet Skin Picker deutlich von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen. Meistens funktionieren sie ja auch sehr gut im beruflichen Umfeld. Wie Sie sehen: Es gibt Diagnosen, die dem Patienten mehr schaden als nützen.

Warum haben dann die Autoren des DSM-5 Skin Picking dann Ihrer Meinung nach in der Nähe bei den Zwangsstörungen untergebracht?

Hier sprechen Sie ein ganz heißes Eisen an. Besonders in Europa gibt es Kritik am DSM-5: Viele der maßgeblichen Autoren sollen der Pharma-Industrie nahestehen, forschen beispielsweise für Pharmafirmen oder erhalten Vortragshonorare. Europäische Psychotherapeuten sehen die Gefahr, dass immer mehr Menschen Medikamente erhalten, wenn im DSM-5 die Kategorie der Zwangsstörungen so sehr ausgeweitet wird: Zur Behandlung werden dann ja fast regelhaft Psychopharmaka empfohlen.

Permalink dieses Blogposts:
http://meine-haut.blogspot.com/2015/01/es-ist-diese-hilflose-wut.html

Dienstag, 13. Januar 2015

Skin Picking Newsletter Januar 2015

Frohes neues Jahr allerseits! :)

Inhalt:
  1. Unser nächstes Treffen
  2. Bitte macht mit! Studie zur Diagnose von Skin Picking
  3. "Mein Leben mit Skin Picking" - tolles Blog einer 17-Jährigen
  4. Geplante Aktivitäten für 2015
  5. Artikel über Skin Picking im "Ärzteblatt"
  6. Weitere Treff-Termine
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  1. Das nächste Treffen unserer Selbsthilfegruppe ist am
Montag, 19. Januar 2015
19 Uhr
im "gesundheitsladen köln", Venloer Straße 46, Erdgeschoss

Leicht erreichbar mit Stadtbahn-Linie 5 (Haltestelle Hans-Böckler-Platz) und per S-Bahn (Haltestelle Bahnhof West).
Eingeladen sind wie immer alle von Dermatillomanie (Skin Picking, Acné excoriée) und Trichotillomanie Betroffenen. <3

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  1. Bitte macht mit: Fragebogen zur Diagnose von Skin Picking!

    Christina Gallinat studiert Psychologie an der Universität Heidelberg. Für ihre Masterarbeit hat sie sich einen englischsprachigen Diagnose-Fragebogen für Skin Picking vorgenommen: Sie untersucht, ob man ihn für Deutschland übernehmen kann. Dazu hat sie den Fragebogen übersetzt und zum anonymen Ausfüllen ins Netz gestellt. Je mehr Menschen ihn ausfüllen, umso aussagekräftiger sind die Ergebnisse!

    Link zum Fragebogen: https://www.soscisurvey.de/HautundWohlbefinden/

    Im zweiten Schritt wird gefragt, wie sinnvoll der Fragebogen ist und ob er in der praktischen Arbeit nützt.
    Das Ausfüllen dauert 10 bis 15 Minuten.
    Und hier geht's zum Fragebogen: https://www.soscisurvey.de/HautundWohlbefinden
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  1. "Mein Leben mit Skin Picking" - tolles Blog
"Ich habe mich getraut!" Jacqueline ist stolz auf sich, denn sie ist ungeschminkt ins Theater gegangen. In ihrem Blog "Mein Leben mit Skin Picking" berichtet die junge Frau von ihren Erlebnissen.
Profilfoto von Jacqueline. Link zum Blog: http://mein-leben-mit-skinpicking.blogspot.de/
Das macht Mut und ist sehr lesenswert!

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  1. Geplante Aktivitäten der Selbsthilfegruppe für 2015

    Ich freue mich, dass ich in diesem Jahr so viele Anregungen erhalten habe – Und hier sind die Vorschläge:
    - Vortrag einer Hypnotherapeutin – was kann Hypnose bei Skin Picking leisten?
    - Vortrag einer Ernährungsberaterin – hängen Hautbild und Ernährung zusammen?
    - Vortrag einer Hautärztin: Was sind die körperlichen Aspekte von Skin Picking, welche Hautpflege empfhiehlt sie, was kann man mit Medikamenten erreichen?
    - Vortrag einer Therapeutin über die "Bürokratie" rund um Psychotherapie: Welche unterschiedlichen Therapieformen gibt es, welche davon sind für Skin Picking besonders geeignet, wie verläuft die nervenaufreibende Therapeutensuche möglichst kurz und stressfrei?
Ob wir das alles in diesem Jahr schaffen, weiß ich nicht – aber die Themen bleiben ja auch 2016 aktuell ;) Wenn Termine gesetzt sind, erfahrt ihr es hier im Newsletter.

Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben!

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  1. Artikel im Ärzteblatt über Skin Picking
Je mehr Fachleute über Skin Picking erfahren, desto besser für Betroffene. Deshalb ist es sehr erfreulich, dass das "Ärzteblatt" einen langen Artikel über Skin Picking in seiner Dezemberausgabe gebracht hat. Auch wenn er nicht ganz aktuell ist: Die Autorin ordnet Skin Picking den Impulskontrollstörungen zu. Es fehlt jeder Hinweis darauf, dass Skin Picking im amerikanischen Diagnosemanual DSM-5 inzwischen unter "Zwangsstörungen und Verwandte" einsortiert ist – ob zurecht oder nicht, ist dann noch mal eine andere Frage.

Hier der Link zum Text:  http://www.aerzteblatt.de/archiv/165551

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  1. Weitere Treff-Termine der Selbsthilfebgruppe – zum Eintragen in den Kalender:
    Montag, 16. Februar, 19 Uhr
    Montag, 16. März, 19 Uhr
    Montag, 20. April, 19 Uhr
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So, das war's schon wieder!
Einen schönen Start in 2015 wünscht euch
das Krätzchen

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Freitag, 21. November 2014

Eine Barbie mit Akne - eben ganz normal schön!

Mit dieser Barbie hätte ich als Kind viel lieber gespielt als mit der dürren Bohnenstange von Mattel: Jetzt gibt es eine der Barbie nachempfundene Puppe, die - und das ist der große Unterschied! - die Proportionen eines normalen 19-jährigen Teenagers hat.


Mit Akne - aber genauso liebenswert! Bild: Nickolay Lamm
Entwickelt hat sie ein Puppenkünstler namens Nickolay Lamm, weshalb seine Kreation auch "Lammily" heißt. Die Botschaft hinter dem Konzept: "average is beautiful", also durchschnittliches Aussehen ist schön. Wenn man sich Lammily im Vergleich zur Barbie in Lebensgröße vorstellen würde, hätte sie geschätzte 20 Kilo mehr als ihr magersucht-verdächtiges Vorbild, dabei wäre sie ebenfalls geschätzte 20 Zentimeter kleiner. Errechnet hat Lamm die Proportionen anhand statistischer Daten des US-Gesundheitsministeriums. Dahinter steckt offenbar die Überzeugung, dass Barbies nie erreichbares Schönheitsideal Kindern schadet, weil sie auch so makellos aussehen wollen.


Vergleich zwischen Barbie und Lammily. Bilder: Nickolay Lamm
Lamm geht genau in die andere Richtung: Um den realistischen Eindruck perfekt zu machen, liefert er auf Wunsch gleich Accessoires mit, zum Beispiel einen Aufkleber fürs Gesicht, der Akne darstellt! Für die Oberschenkel gibt's Cellulite-Aufkleber, für den Bauch Dehnungsstreifen. Tattoos und auch Wundnarben sind vorrätig. Letzteres veranlasste die Schweizer Boulevardzeitung "20 Minuten" zu der unschönen Schlagzeile "Narbie statt Barbie".
Ab Ende November kommen die ersten Puppen in die Läden. Lemm hat das Projekt per Crowdfunding möglich gemacht. Über 19.000-mal wurde Lemmily nach seinen Angaben schon vorbestellt.
Mal sehen, wie die realistischere Puppe bei den Kindern ankommt - und ob Hungerhaken-Barbie dann überhaupt noch eine Chance hat!

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http://meine-haut.blogspot.com/2014/11/eine-barbie-mit-akne-eben-ganz-normal.html

Freitag, 31. Oktober 2014

Wenn nur "weiß" gleich "rein" ist: Bleaching Addiction

Nicht nur Skin Picker sind so sehr auf ihre Haut fixiert, dass die geistige Beschäftigung damit große Teile des Tages einnimmt. Während bei Skin Pickern das Schönheitsideal einer glatten, ebenmäßigen Haut zur fixen Idee wird und die eigene Haut demgegenüber als beschädigt und unrein wahrgenommen wird – ob nun real oder eingebildet –, leiden viele Dunkelhäutige darunter, dass sie ihre Haut für zu dunkel halten. Obwohl jeder gesund denkende Mensch sagen würde, dass Menschen mit dunkler Hautfarbe genauso schön sind wie solche mit heller Haut und dass gerade die Vielfalt von unterschiedlichen Farbtönen auf der Welt zur Schönheit beiträgt: Das normative Ideal ist nach wie vor die helle Haut. 



Der US-amerikanische Musiker und Spoken Word Artist Saul Williams ist dafür bekannt, Dinge auszusprechen, mit denen andere hinter dem Berg halten. Mit seinen Songs sorgt er immer wieder für Aufregung. In dem Rapsong „Black Stacey“ gibt er zu, dass er in der Schule darunter litt, wegen seiner Hautfarbe gehänselt zu werden. „My complexion had me stuck in an emotional rut“, reimt er. Seine Hautfarbe wird zu einer Obsession, die ihn nicht mehr loslässt: „They say "You're too black man", I think I'm too black/ Mom, do you think I'm too black?, I think I'm too black/I think I'm too black/ I think I'm too black/ You're black, you're black, you're black, you're black.“ Da knickt er ein: „I used to use bleaching cream“, bekennt Williams. „I dreamt of being white and complimented by you/But the only shiny black thing that you liked was my shoes.“ Radikale Ehrlichkeit. Ein beschämendes Eingeständnis im doppelten Sinne: für einen Dunkelhäutigen, dass er so sein wollte wie die früheren Slave Masters, die Herrschenden. Und für einen Mann, dass er Kosmetikprodukte benutzt, was in Macho-Kulturen nur Frauen zugestanden wird und ihn daher in die Nähe der Homosexualität rückt – gerade im Hiphop oft noch immer ein No-Go. 

Dencia vor und nach dem Benutzen einer von ihr propagierten Bleichcreme. Bild: Bella Naija
Diese Bleichprodukte („bleaching cream“) sind ein Renner in Afrika und Indien, obwohl ihr Verkauf in einigen Ländern verboten ist. Auch in Deutschland kann man Bleaching Creams verschiedener Marken in Afro-Shops kaufen. Dabei stehen viele dieser Produkte im Verdacht, Hautkrebs zu erzeugen: Sie entfernen das Melanin aus der Haut, das vor UV-Strahlen schützt. Weitere mit Hautbleichern in Verbindung gebrachte Nebenwirkungen sind Nierenversagen, Leberschäden, Ekzeme, Merkurvergiftung. Der indische Arzt Dr. Nitin Walia sagt:Ungefähr 30 Prozent der Langzeitnutzer berichten von schädlichen Nebenwirkungen.“


Immer wieder schlägt die Diskussion um Weißmacher hohe Wellen, vor allem wenn schwarze Frauen dafür Werbung machen. So wie Ende 2013/Anfang 2014 die westafrikanische Popsängerin Dencia (aus Nigeria/Kamerun). Sie warb für eine Bleichcreme namensWhitenicious“. Der Produktname ist eine Wortzusammensetzung aus „whiten“ (weiß machen) und „delicious“ (köstlich). 24 Stunden nach dem Beginn ihrer Werbekampagne waren alle Vorräte der Creme ausverkauft, kurz darauf setzte aber auch schon massive Kritik in den Medien ein. Zwar warb Dencia mit dem WerbespruchSay goodbye to dark spots forever” - die Creme sollte also angeblich nur dazu dienen, dunkle Pigmentflecken aufzuhellen. Doch Dencia präsentierte sich dazu knapp bekleidet mit einer Haut, die deutlich heller war als noch einige Monate zuvor. So ging es im Werbetext um einzelne Flecken, im Bild um den ganzen Körper.
 
In einem Interview im britischen TV-Sender Channel 4 wurde Dencia mit der Kritik konfrontiert, sie gebe in ihrer Werbekampagne ein schlechtes Vorbild für schwarze Mädchen ab und ihr Verhalten würde dazu führen, dass sich junge Mädchen für ihre dunkle Haut hassen. Sie antwortete: „Wenn sie glauben, ihr ganzer Körper wäre ein dunkler Fleck – ist in Ordnung! Weil: So empfinde ich das nicht.“ Danach gefragt, was „weiß“ für sie bedeutet, sagt Dencia: „Weiß heißt rein, nicht notwendigerweise auf die Haut bezogen, sondern ganz allgemein.“ Die ganze Haut tagtäglich mit aggressiven Kosmetika einzureiben ist für sie kein Problem: Das sei doch so, als würde man sich die Haare blondieren.
 


Natürlich lässt sich die Situation von Dunkelhäutigen nicht mit der von Skin-pickern gleichsetzen. Es gibt viele Unterschiede. Beispielsweise, dass Dunkelhäutige ihr Leben lang, auch schon als kleine Kinder, unter Rassismus (der weißen Norm) leiden, während Skin-picker meistens erst in der Pubertät ein Problem mit ihrer Haut bekommen. Und während bei Schwarzen der Zustand desAndersseins“, des Nichterfüllens der weißen Norm, ein Leben lang anhält, haben Skin-picker ja meist nur ein paar Jahre lang Akne. Was danach für ein unebenes Hautbild sorgt, ist meistens selbst-verursacht. Aber gerade das wird ihnen auch häufig vorgeworfen.


Die jahrelange, exzessive Anwendung von Bleichcremes wird in den USA auch „Bleaching addiction“ (Aufhellungssucht) genannt. Paradoxerweise geben andererseits hellhäutige Menschen viel Geld dafür aus, dunkler zu werden. Sie beschmieren sich mit Selbstbräunern oder gehen ständig ins Sonnenstudio und riskieren dabei ebenfalls Hautkrebs. Ins Krankhafte gesteigert, hat dieses Verhalten seit einigen Jahren den Namen „Tanorexie“ – eine Zusammensetzung vonAnorexie“ (Magersucht) und „tanning“ (bräunen).


Doch immer geht es im Kern darum, dass man glaubt, das eigene Sein – das, was man nicht umhin kann, nach außen hin von sich, seinem Körper zu zeigen – sei nicht in Ordnung. Ob Farbe oder Hautunebenheiten. Eine Reaktion darauf ist Bleaching Cream, eine andere Skin Picking. Der Versuch, sich dem Ideal anzupassen. Denn so fängt Skin Picking oft an: in dem irrigen Glauben, man würde seiner Haut durch die Manipulationen helfen, glatter zu werden. Den Pickel ausdrücken, bevor er richtig dick und auffällig wird. Mitesser ausdrücken, damit die Haut glatter erscheint. Am Ende wird nicht nur jeder „echte“, noch so kleine Makel bearbeitet, sondern auch ganz gesunde Poren, die unter dem sensiblen Abtasten der Finger irgendwie „hervorstehen“. 
Skin Picker vertrauen nicht darauf, dass die Natur es schon richtig macht, sondern sehen ihre eigene Natur – die diese Hautunreinheiten hervorbringt – als das eigentliche Problem. Da muss man nachhelfen, damit die Haut die Talg-und Eitereinschlüsse schneller freigibt. Mit dem Finger, aber auch mitInstrumenten wie Nadeln oder Pinzetten. Und ebenso sehen Dunkelhäutige, die Bleaching Cream benutzen, ihre eigene Natur als das Problem an, das es zu beseitigen gilt – mit Hilfe von Kosmetika. Kosmetika, die auf lange Sicht dazu führen können, dass die eigene Haut erkrankt.


Quellen:

- http://www.dailymail.co.uk/indiahome/indianews/article-2384456/Skin-whitening-creams-cause-long-term-damage-doctors-warn.html#ixzz3B7orJrW5 
- https://www.youtube.com/watch?v=8PpdXOHL5Wc

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Freitag, 24. Oktober 2014

Kampf am Frühstückstisch - Beziehungen im Zwang

Jeden Morgen schon ein Kampf am Frühstückstisch, so sah die Beziehung zwischen Frank und Katrin S. noch vor einigen Jahren aus. "Hast du dir die Hände gewaschen?", fragt Katrin, als er ihr das Kaffeemilch-Kännchen reicht. Die Frage hat Frank schon befürchtet, denn Katrin ist zwangskrank, sie hat Wasch-und Kontrollzwänge. Jetzt wähnt sie, auf Franks ungewaschener Hand würden sich gefährliche Bakterien tummeln. Mit dem Griff zum Milchkännchen, so ihre Zwangsgedanken, hat er das Porzellan kontaminiert. "Ich halte das nicht mehr lange aus!", explodiert Frank. "Du weißt, dass ich mir die Hände gewaschen habe. Ich wasch mir die Hände immer!" Doch es nützt nichts: Schon wieder entspinnt sich ein aufwendiges Reinigungsritual, das letztlich dazu führt, dass beide zu spät zur Arbeit kommen.

Katrin und Frank spielen im Workshop einen Beziehungsstreit vor. Bild: Ingrid Bäumer

Diesen Frühstücksterror spielt das junge Paar einem 18-köpfigen Publikum vor. Wir befinden uns in der Schön Klinik Bad Bramstedt, wo die Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen eine Fachtagung über Zwänge und Zwangsspektrumsstörungen abhält.** Frank und Katrin sind keine Therapeuten, sie waren jahrelang selbst betroffen: Katrin war lange zwangskrank, hat dies aber überwunden, unter anderem mit Hilfe einer stationären Therapie. Und Frank ist ihr langjähriger Partner, der trotz aller Belastungen immer zu ihr gehalten hat. Wie hält man es aus mit einem Menschen, der sich im Gefängnis des Zwangs befindet und der sogar seinen Partner in die verrücktesten "Zwangsvorschriften" einbezieht ?

Seit Skin Picking im DSM-5 erstmals als eigene Diagnose geführt wird, ist es eingegliedert in die Gruppe "Zwangserkrankungen und verwandte Störungen". Da ist es nur normal, Ähnlichkeiten zwischen Zwängen und Skin Picking zu suchen. Kann man Beziehungen zwischen "Gesunden" und Zwangskranken mit Beziehungen zwischen Gesunden und Skin Pickern vergleichen?

Sehr ähnlich sind sich Picker und Zwängler in dem, was sie sich von ihrem Partner wünschen, so ein Ergebnis des Seminars. "Keine dummen Sprüche", steht auf der langen Wunschliste. Und auch: "Verständnis, liebevoller Druck, keine Vorwürfe, geliebt werden, so wie ich bin."

Holger* hat magische Zwangsgedanken, die er auch ausagieren muss. So muss er aus Angst vor anderweitigen schlimmen Konsequenzen immer wieder einen Türrahmen berühren. Er hat mit seiner langjährigen Partnerin ausgemacht, dass sie ihm Zeit und Ruhe lässt, wenn sie sieht, dass er wieder zwängelt. "Sie erkennt an, dass es eine Krankheit ist", sagt Holger. "Wir haben beschlossen, dass sie mir bei meinen Zwängen nicht helfen kann - und ich will sie damit nicht belasten."

Doch wie soll diese saubere Abgrenzung funktionieren, wenn der Angehörige "nicht mitspielt"? Silke* berichtet von ihren Reinlichkeitszwängen: Was auf den Boden gefallen ist, das ist für sie kontaminiert. Sie kann es nicht mehr anfassen aus Angst, sich mit Krankheitserregern zu infizieren. Doch wenn ihr Freund sich morgens anzieht, lässt er achtlos den Schlafanzug auf den Boden fallen. "Schon oft habe ich ihm gesagt, er soll  ihn doch bitte über den Stuhl hängen", erzählt Silke. "Doch er ignoriert das einfach." Für die voll berufstätige Vierzigjährige heißt das: Noch mehr Zeit und Energie gehen drauf für aufwendige Dekontaminierungs-Rituale.

Natürlich, hakt Seminarleiterin Katrin ein, wünschen sich viele Betroffene, dass ihre Partner es ihnen nicht noch schwerer machen. Aber wenn die Partner einbezogen werden und sich dem Zwang gemäß verhalten, geben sie ihm damit neue Nahrung.

Ein Dilemma. Wo ist der Ausweg? Vielleicht dürfen die Wünsche, die ein Zwangskranker an den Partner richtet, nicht zu belastend sein, sollten aber zugleich eine große helfende Wirkung im Alltag haben. "Ziel sollte es sein, gemeinsame Absprachen zu treffen, mit denen sowohl der Betroffene als auch der Angehörige zufrieden ist", fasst Katrin zusammen. Wie bei diesem beispielhaften Deal: "Wenn du schon deine Bohrmaschine auf den Tisch legst, dann häng' doch bitte deinen Schlafanzug auf den Stuhl und schmeiß ihn nicht auf den Boden." 
Denkbar ist auch, eine Zwangshierarchie aufzustellen: Diese Zwänge sind so groß, dass ich noch nicht dagegen ankomme, doch an andere könnte ich mich mal herantrauen. "Offen miteinander reden, sich gegenseitig Freiräume geben, nicht auf verhärteten Standpunkten stehenbleiben", empfiehlt Katrin beiden Seiten. Und vor allem: "das Positive in der Beziehung nutzen, um den Zwang zu minimieren."

Was können Skin Picker aus diesem Seminar mitnehmen?


Bei allen Gemeinsamkeiten: Der größte Unterschied ist aus meiner Sicht, dass Skin Picker versuchen, ihr zwanghaftes Verhalten, das Bearbeiten der eigenen Haut, mit sich selbst auszumachen - schon allein aus Scham. Sie sind bemüht, die Folgen vor dem Partner zu verbergen, also die wunden, verletzten, geröteten Hautstellen. Während Zwangskranke manchmal auch eine strapazierte Haut haben, die beispielsweise wegen exzessiven Duschens extrem ausgetrocknet ist und in Placken abgezogen werden kann, ist es vor allem die Natur einiger Zwänge, die danach verlangt, sich auf das soziale Umfeld des Kranken auszudehnen. Zwar versuchen sie aus Scham, ihr Zwängeln vor dem Partner zu verbergen. Doch der Zwang ist oft wie ein hungriges Monster, das immer mehr Futter verlangt - und vom Partner ebenfalls ein ihm gemäßes Verhalten. Dagegen ziehen Skin Picker sich eher zurück - damit ihr Partner nicht die Folgen der Selbstmanipulation bemerkt. 

Doch nicht immer kann man sich schminken oder, wenn man nackt ist, das Licht ausmachen - so dass der Partner eines Skin Pickers vor allem damit leben muss, gelegentlich die Folgen der zwanghaften Haut-Manipulation zu sehen. Selten wird er Zeuge der tatsächlichen Handlung, und auch dann bleibt er Zuschauer, wird nicht aktiv einbezogen. Es sei denn, als Opfer des Knibbel-Drangs: Manche Picker haben das Verlangen, auch die Haut ihres Partners zu bearbeiten. Sie stürzen sich auf Pickel, Mitesser und alle anderen Unebenheiten beim Anderen. Das ist eine übergriffige Handlung, zumal wenn sich die Betroffenen vom ¨Nein¨ des Partners nicht abwimmeln lassen. Aber das sind eher seltene Fälle, während es bei der klassischen Zwangserkrankung die Norm zu sein scheint, dass der Partner in das Zwangssystem einbezogen wird.

 
Und so wäre es sicherlich auch keine Lösung für Picker, wenn sie ihr Knibbeln und Quetschen allein mit sich selbst ausmachen. Von ihrem Partner brauchen sie zumindest eine Gewissheit: dass sie auch mit ihren Macken geliebt werden. Und darin sind sie sich mit den Zwangskranken wieder einig. Oder, wie Holger es formuliert: "Was, wenn ich bis an mein Lebensende nicht von diesem Zwang freikomme? Das ist ganz wichtig zu klären: Kann mein Partner auch dann mit mir zusammen leben?"


* Name geändert
** Die Tagung fand vom 26. bis 27. September 2014 statt

Ich habe Katrin S. den Text zu lesen gegeben, da ich nur aus der Warte der von Skin Picking Betroffenen sprechen kann. Der Text enthält einige Aussagen über Zwänge, die nur meinen Eindruck wiedergeben, den ich aus dem Seminar mitgenommen habe. Darum hier Katrins Kommentar zu dem Text:

Es lässt sich so pauschal nicht sagen, dass die Partner/Angehörigen grundsätzlich mit ins Zwangssystem einbezogen werden. Auch hier gehören ja immer zwei dazu – der eine, der den Wunsch der Unterstützung äußert und derjenige, der diesem Wunsch nachkommt. Hier ist jeder für sein eigenes Handeln verantwortlich.

Eine lange Zeit machen auch Zwangsbetroffene alles mit sich allein aus, ebenfalls aus Scham. Schwierig wird es erst dann, wenn der Zwang zum einen nicht mehr zu verheimlichen ist (vergleichbar mit dem Sichtbarwerden von Skin Picking), zum Beispiel weil zu viele Zwänge auf einmal auftauchen oder der Zwang an sich zu stark ist, so dass er auch für andere offensichtlich wird.

Dann kann es sein, dass Partner/Angehörige um Unterstützung gebeten werden, weil es dem Betroffenen so scheint, als könne er das alles allein nicht mehr bewältigen. Die Unterstützung des Partners wird dann als Entlastung empfunden. Schwierig ist es ebenfalls, wenn gemeinsame Lebensbereiche betroffen sind – so beispielsweise, wenn Dinge des Anderen berührt werden und der Betroffene dieses nur schlecht oder gar nicht aushalten kann, weil sie für ihn gedanklich „kontaminiert“ sind.

Es gibt aber auch Zwänge, bei denen der Partner fast keine Unterstützung leisten kann, selbst, wenn er es wollte – so ist es beispielsweise bei Gedankenzwängen, bei denen keine sichtbare Handlung erfolgt, sondern allein die Zwangsgedanken gedanklich „bearbeitet“ werden müssen.
Ich weiß nicht, wie es beim Skin Picking ist – ist die eigentliche Handlung manchmal positiv besetzt (so wie es bei der Trichotillomanie manchmal ist)? Wenn es so ist, wäre dies wohl ein Unterscheidungsmerkmal: die Zwangsgedanken und -handlungen werden als quälend und belastend empfunden, das Gefühl der Erleichterung tritt erst ein, nachdem Gedanken und Handlungen durchgeführt und abgeschlossen wurden ... bis zum nächsten Zwangsgedanken.
Wichtig finde ich, dass beide Partner sich immer wieder ihrer eigenen Grenzen (auch Belastungsgrenzen) bewusst werden und diese auch ganz offen kommunizieren, um so zu gemeinsamen Absprachen zu gelangen. Du hast ja ebenfalls beschrieben, dass es eine klare Grenzüberschreitung ist, den Partner beim Picking einzubeziehen, selbst wenn dieser ein klares Nein geäußert hat. Das ist vergleichbar mit der Bitte eines Zwangsbetroffenen an seinen Partner, ihn zu unterstützen oder irgendetwas zu unterlassen. Der Partner kann dann dieser Bitte nachkommen, um dem Betroffenen zu helfen oder auch manchmal, um selbst eben „seine Ruhe zu haben.“ Wenn der Partner jedoch klare Grenzen setzt, wozu er bereit ist und wozu eben nicht, so wäre es für beide Seiten hilfreich, diese Grenzen zu respektieren. Obwohl gerade dies, wie wir ja im Workshop gesehen haben, nicht immer einfach ist.

Selbsthilfe ist grundsätzlich ein guter Berater. Eine Selbsthilfegruppe besuchen, sich mit Hilfe von Literatur schlau machen, eine eigene Zwangshierarchie aufstellen, Expositionen in Eigenregie oder im Rahmen einer ambulanten oder stationären Therapie) durchführen. 

Dienstag, 14. Oktober 2014

Pickel wegretuschiert: Lorde weist auf Bildmanipulation hin

"Denk daran: Makel sind okay", sagt Lorde. Die erst knapp 18 Jahre alte neuseeländische Musikerin hat mit ungewöhnlichen und eindringlichen Songs Erfolg. Und offenbar gelegentlich noch mit Akne zu kämpfen.

Bei einem Konzert im März wurden Fotos gemacht, auf denen unter der Schminkeschicht Pickel zu sehen sind. Doch das ist nicht das Bemerkenswerte für die Künstlerin, sondern die Tatsache, dass es Fotos vom gleichen Konzert gibt, auf denen ihre Haut makellos erscheint. Für sie der Beweis dafür, dass in mindestens einer Redaktionen Bilder retuschiert wurden, um die Musikerin hübscher erscheinen zu lassen. "Ich finde das seltsam", teilt sie über Twitter mit.

Auf Twitter weist Lorde darauf hin, dass Bilder retuschiert werden. Quelle: https://twitter.com/lordemusic
Es ist inzwischen eine Binsenweisheit, dass Bilder "gephotosphopped" werden, wie es wegen des omnipäsenten Bildbearbeitungsprogrammes auch heißt. Doch ungewöhnlich, dass ein Star zu seinen Schönheitsfehlern steht. Und nicht nur Fans lieben sie dafür: Das Tweet wurde inzwischen fast 73.000 Mal geteilt. Lordes Reaktion ist eine wohltuende Abwechslung in dem täglichen Berg von retuschierten Bildern, die ein perfektes Frauenbild propagieren.

Nicht nur Teenager haben unter Pickeln zu leiden, sondern auch viele Frauen (und Männer), die zwanghaft ihre egene Haut verletzen - eine psychische Krankheit, die auch "Acné excoriée", also "Schürf-Akne" genannt wird. Andere Namen dafür sind Skin Picking und Dermatillomanie. Betroffen sind laut wissenschaftlichen Untersuchungen mehr als ein Prozent der Bevölkerung.

Auch in Lordes Texten schillert manchmal ein Körperbewusstsein durch, in dem sich viele Skin Picker wiederfinden. So heißt es in den ersten Zeilen von "Yellow Flicker Beat":

I'm a princess cut from marble, smoother than a storm
And the scars that mark my body, they're silver and gold
My blood is a flood of rubies, precious stones

 Dazu veröffentlichte sie dies Foto auf Twitter (hier ein Bildausschnitt):

Quelle: https://twitter.com/lordemusic

Text auf die Haut geschrieben - wie die Wunden und Narben, von denen sie singt und die ihren Körper "kennzeichnen". Statt sie nur als hässlich und beschämend anbzutun, bietet Lorde hier eine alternative Sichtweise an: Narben als etwas Wertvolles, Bedeutungsvolles. Das hat etwas Märchenhaftes, wie schon der Einstieg "I'm a princess ..." verdeutlicht. Doch es ist eine Alternative zu dem Schönheitsdiktat, das uns der Mainstream aufzwingt.

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